Ladies Mentoring – ein Netzwerk voller Geschichten
Der amerikanische Filmklassiker „The Naked City“ endet mit dem Satz „There are eight million stories in the naked city. This has been one of them.“ Mit der „nackten Stadt“ ist New York gemeint. Acht Millionen Menschen leben hier und mit jedem einzelnen verbindet sich eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden.
Um Geschichten soll es auch in diesem neuen Blog gehen. Geschichten von Frauen, starken Frauen, kreativen Frauen, erfolgreichen Frauen, außergewöhnlichen Frauen. Ganz normalen Frauen. Jede von ihnen ist einzigartig, doch eines verbindet sie: Sie gehören zum Netzwerk „Ladies Mentoring“.
Tatjana Kiel, heute CEO von Klitschko Ventures, ist beruflich in Männerdomänen groß geworden. Irgendwann stellte sie fest, wie sie immer mehr als typisch männlich angesehene Eigenschaften annahm. So hatte sie sich einen breitbeinigen Gang angewöhnt, selbst auf hohen Hacken. Auch ihr Sprachstil hatte sich gewandelt, sie konnte durchaus den prahlerischen Jargon der Kollegen annehmen, der sie zunehmend befremdete.
Meist ging es um den schnellen kommerziellen Erfolg, den neuen Porsche in der Garage, viel zu selten um nachhaltige Visionen. Sie lernte aber auch beeindruckende Frauen kennen, die eigentlich eine Menge zu erzählen hatten. Während aber Männer es gewohnt waren, sich in Netzwerken zu organisieren und dort über geschäftliche Belange zu sprechen, gab es kaum etwas Vergleichbares für Frauen. Zudem neigten diese dazu, lieber private Dinge zu thematisieren als Beruf und Karriere.
All diese Erfahrungen brachten Tatjana auf die Idee, ein eigenes Netzwerk speziell für Frauen auf die Beine zu stellen. Im Herbst 2010 lud sie zu einem Treffen in Hamburg ein und gewann spontan die ersten Mitstreiterinnen und entschied direkt dies auch in anderen Städten zu tun. Der Erfolg kam nicht über Nacht, aber mit der Zeit weitete sich das Netzwerk aus, mittlerweile gibt es auch Standorte in Berlin, München, Frankfurt und in Zürich.
Der Name „Ladies Mentoring“ ist Programm, denn ein wesentliches Element ist die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen. Dabei ist jede Mentorin und Mentee zugleich. Schließlich hat jede Frau ihre Geschichte zu erzählen, die als Quelle der Inspiration dienen kann. Sich gegenseitig zu stärken und zu ermutigen ist eine der wichtigsten Aufgaben des Netzwerks. Dabei liegt der Fokus klar auf Beruf und Karriere, unterfüttert mit Werten wie vernetztem Denken und Verbindlichkeit.
Die Initiative richtet sich an Frauen, aber nicht gegen Männer. So lernten sich Tatjana und Maren Wagener, Gründerin der Agentur Vast Forward und langjähriges aktives Mitglied von „Ladies Mentoring“, über deren Ehemänner kennen. Inzwischen verbindet die beiden Paare eine enge Freundschaft. Freundschaft und Vertrauen kennzeichnen überhaupt das Netzwerk. „Ladies Mentoring“ ist kein Verein, dem man einfach beitreten kann, um seinen Status zu erhöhen. Um den geht es sowieso nicht.
Zu den monatlichen Treffen an den einzelnen Standorten, jeweils von einer der Ladies organisiert, kommt man nur auf Einladung und Empfehlungen. Wichtig ist bei den Teilnehmerinnen eine bunte Mischung aus den verschiedensten Branchen, aus Freiberuflerinnen, Unternehmerinnen und Angestellten unterschiedlicher Ebenen. Jeder Abend steht unter einem bestimmten Motto, thematisch ist auch hier Vielfalt angesagt. Das gilt genauso für die Locations: Mal finden die Treffen in einem Businessclub statt, mal in einer Teemanufaktur oder im Pferdestall.
Zu den monatlichen Begegnungen an den jeweiligen Standorten kommen noch nationale und internationale Jahrestreffen in den schönsten Städten Europas. Im Sommer steht Inspiration zur persönlichen Weiterentwicklung im Vordergrund, im Winter das berufliche Netzwerken. Wenn hier Frauen aus ganz Deutschland und seit Kurzem auch aus der Schweiz zusammenkommen, werden die unterschiedlichen Mentalitäten deutlich, die den Erfahrungsaustausch bereichern.
Ein gutes Netzwerk zeichnet eine Balance von Geben und Nehmen aus, und das gilt nicht nur für die regelmäßigen Treffen. Wenn eine der Frauen Hilfe braucht, kann sie jederzeit mit der Unterstützung ihr Mitstreiterinnen rechnen und ist bei der nächsten Gelegenheit gern bereit selbst zu helfen. Dieses Netzwerk besteht nicht um seiner selbst willen, sondern um konkrete Lösungen bei beruflichen Fragen und Anstöße zur Weiterentwicklung der Karriere zu bieten.
Manches entsteht auch eher durch Zufall. Ladies kommen ins Gespräch und entwickeln dabei die besten Ideen. Eine Mastermind Session in Berlin war die Initialzündung für ein Kinder-Senioren-Projekt an dem sich 3 Berliner Ladies beteiligen. Maren lernte über Ladies Mentoring die Yogalehrerin Vanessa Maempel kennen, die seither per Skype Yogaunterricht für das Team von Vast Forward gibt. Tatjana wiederum nutzt das Netzwerk gezielt, um neue MitarbeiterInnen zu gewinnen. Und an andere zu vermitteln: „Weiterempfehlen könnte ich zu meinem Hauptberuf machen“, sagt sie.
Es gibt noch viele Beispiele, die zeigen, wie Ladies Mentoring wirkt, noch viele Geschichten zu erzählen. Nicht acht Millionen, aber genug, um immer wieder neue Quellen der Inspiration, der Ermutigung und des Wissens zu erschließen. Wir freuen uns darauf, ab sofort diese Geschichten mit euch zu teilen!
Text: Mathias Jäger
Foto: Rieka Anscheit